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Geb.: 1.1982 in Minsk
(c) Claudia Stranghöner
Namensvarianten: Wolha Hapiejewa (belaruss.)

Volha Hapeyeva

Volha Hapeyeva (belaruss.: Wolha Hapiejewa) wird 1982 in Minsk, Belarus geboren. 2005 schließt sie ihr Studium der „Fremdsprachen und Literatur“ mit der Kombination Englisch, Deutsch und Französisch ab. Zusätzlich absolviert sie in Vilnius einen weiteren Master-Studiengang der „Gender-Studies“. Als Aspirantin arbeitet sie in den Fächern Typologie und komparative Linguistik an der Staatlichen Linguistischen Universität Minsk. 2012 promoviert sie mit einer Arbeit zur vergleichenden Linguistik und ist von 2013-2015 sowie von 2016-2019 als Dozentin und Post-Doc-Wissenschaftlerin angestellt.

2003 erscheint Rekonstruktion des Himmels, eine Sammlung von Lyrik, Drama und Prosastücken. Bereits in ihrem ersten Werk beschäftigt sich Hapeyeva mit Themen der Körperlichkeit und alternativen Formen der ‚Weiblichkeit‘. Ebenso setzt sie sich mit Fragen der Körpermodifikation, Selbstverletzung und Geschlechterdarstellungen in Kultur und Literatur auseinander. Diese Themen rekurrieren in vielen ihrer Gedichtbände, beispielsweise fünf Jahre später in Unrasiert Morgen (2008). Es erscheinen weitere Bücher auf Belarussisch, zum Beispiel der Lyrikband Die Worte die mir passierten (2020) oder der Roman Auf der anderen Seite des Flurs wohnt die Einsamkeit (2021). Neben Lyrik, Prosa und Dramen schreibt Hapeyeva auch Kinderbücher, wie Traurige Suppe (2014) oder Eine Socke (2020). Ebenso übersetzt sie Gedichtbände deutscher Autor*innen wie Nora Gomringer oder Matthias Göritz oder Haikus des japanischen Lyrikers Kobayashi Issa ins Belarussische, aber auch Prosa von Robert Walsers „Spaziergang“.

Seit 2020 lebt die Autorin, Lyrikerin, Übersetzerin und promovierte Linguistin in Feldafing und München. Sommer 2020 erscheint ihr erster deutscher Lyrikband: Mutantengarten (übers. von Matthias Göritz, Uljana Wolf und Martina Jakobson). Es folgt die deutsche Übersetzung ihres Debütromans Camel-Travel (2021, übers. von Thomas Weiler), eine Reise in ihre Vergangenheit inmitten der patriarchalisch und sozialistisch gezeichneten Gesellschaft in Belarus und ihrer Suche nach einer eigenen Identität und Sprache. 2022 erscheint das Langessay Die Verteidigung der Poesie in Zeiten dauernden Exils, eine Abhandlung über die nomadische Existenz der Lyrikerin, ihre „verschiedenen Lebenskostüme“ und die Sprache, die „nie neutral, nie objektiv“, sondern „immer politisch“ sei. Für Hapeyeva ist die Poesie ein Mittel, „um Empathie auszudrücken und Bildung zu verbreiten“, und damit „ein Antidot zur Gewalt und zum Hass“. Mit In My Garden of Mutants (2021) legt Hapeyeva ihren ersten Lyrikband in englischer Sprache vor (übers. von Annie Rutherford). In einem ihrer Essays vermerkt die Autorin: „Manchmal denke ich gerne, dass die Sprache, die ich benutze oder spreche, Poesie ist.“

Neben ihren belletristischen Publikationen veröffentlicht Hapeyeva ebenso wissenschaftliche Arbeiten, beispielsweise auf dem Gebiet der stilistischen und linguistischen Textanalyse, wie in Semantik von Irrealität: Willensäußerung in der Belarussischen und Englischen Sprachen (2019). Als Gastlektorin und -expertin spricht sie in Seminaren über die Theorie und Praxis der poetischen Übersetzung und den Fragenkomplex „Gender, Sprache und Belletristik“.

Sie ist Mitglied des belarussischen PEN-Zentrums und des unabhängigen Schriftstellerverbandes Belarus sowie des PEN-Zentrums Deutschlands. Seit 2005 nimmt sie an Lyrikveranstaltungen und -festivals in Ländern wie Deutschland, Belgien, Slowenien, Schottland, Kolumbien, der Türkei oder der Ukraine teil. 2020 und 2022 ist sie auf dem Schamrock-Festival in München eingeladen. 2022 ist sie Juryvorsitzende der sechsten Ausgabe des LITERATUR UPDATE Nachwuchs-Wettbewerbs. In Kooperation mit dem Verein Bayern liest e.V. tritt sie in verschiedenen Lesungen, beispielsweise in der Villa Stuck, auf.

Für ihre Arbeit erhält die Autorin sowohl in ihrer Heimat Belarus als auch in Deutschland und Österreich diverse Preise und Stipendien, 2020 ein Aufenthaltsstipendium in der Villa Waldberta, 2021 den Ciotka-Preis für das beste Kinderbuch, 2021 den Rotachorn Literaturpreis (Graz), 2022 den Wortmeldungen-Preis für ihr Essay Die Verteidigung der Poesie in Zeiten dauernden Exils, 2022-2023 ein Stipendium vom Berliner Künstlerprogramm des DAAD.

Neben ihrer literarischen Tätigkeit drückt Hapeyeva ihre Kunst mit Wasserfarben, Pastellen, Akryl und anderen Techniken aus. Auf ihrer Website vermerkt sie: „Die Malerei trat in einem existenziell schwierigen Moment in mein Leben, als die Sprachen mir nicht mehr halfen, alles zu erklären, und als ich zu erschöpft war, um immer wieder zu erklären, warum ich nicht ‚zu Hause‘ bin, welche Sprache Belarussisch ist, wo mein ‚Zuhause‘ ist usw. Ich konnte nicht alles erklären. Ich wandte mich der Kunst zu.“

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Christopher Bertusch


Externe Links:

Zur Homepage der Autorin

Literatur von Volha Hapeyeva im BVB

Volha Hapeyeva in der Wikipedia